Yoga mit weiblicher Energie

Yoga mit weiblicher Energie

Eine feminine Sicht der Philosophie und der Essenz des Yoga

Sat Yoga und der Zyklus der Zeitalter

In einem sich wiederholenden Zyklus von Werden und Vergehen, durchschreitet die Menschheit vier Perioden (Zeitalter), so die Sichtweise aus dem Hinduismus.

  • Sat Yuga – das goldene Zeitalter
  • Treta Yuga – das silberne Zeitalter
  • Dvapara Yuga – das bronzene Zeitalter
  • Kali Yuga – das eiserne Zeitalter

Alle Perioden dieser Zeitalter sind von unterschiedlichen Energien und Verhaltensweisen der Menschen geprägt.

Im Sat Yuga, dem goldenen Zeitalter ist das reine Bewusstsein im Verhalten der Menschen widergespiegelt. Weibliche Tugenden wie Menschlichkeit, Rechtschaffenheit und das Bestreben der eigenen spirituellen Natur treu zu bleiben, sind für dieses Zeitalter charakteristisch. Die Offenherzigkeit und Vorstellungskraft, dass der Mensch die Früchte von Himmel und Erde je nach individueller Bedürftigkeit empfängt, ist für viele Menschen in der heutigen Zeit ein großer Wunsch. Die Art in einer solchen Weise zu leben ist eine zutiefst weibliche Tugend, nach der sich die Menschen heutzutage sehnen.

 

Die Abwesenheit von Konkurrenz, Krankheiten, Depression und Streit (Krieg) stellt den großen Wunsch dieser Zeit dar.

In den darauffolgenden Zeitaltern gingen die Rechtschaffenheit, Offenheit und die Tugenden immer mehr verloren.

Wir befinden uns am Ende des Kali Yuga – dem eisernen Zeitalter, welches geprägt ist von egoistischem Denken, Gier, Angst und Depression. Der Respekt für die weiblichen Werte hat im Laufe der Zeitalter immer mehr abgenommen und Mutter Erde wird zunehmend mehr ausgebeutet.

 

Der Wandel der Zeit zu mehr Weiblichkeit ist immer deutlicher spürbar.

 

Wir werden das eiserne Zeitalter des Kali Yuga allmählich verlassen und uns dem nährenden, schöpfenden, heilenden, lebensgebenden und weisen Zeitalter zuwenden. Wir sind auf dem Weg in den nächsten Zyklus ins goldene Zeitalter des Sat Yuga. Einem Zeitalter in welchem die Menschen den weiblichen Energien im Umgang miteinander zugewannt sind.

Die weiblichen Aspekte des tugendhaftem, herzoffenen und sanftem Handeln, der Weitblick für das Allgemeinwohl der Gesellschaft erhalten mehr und mehr Raum.

 

Auch im Yoga ist dies durch das Bedürfnis von mehr Ruhe und Sanftheit erlebbar. Es geht darum den Zugang sich selbst besser zu spüren und wahrzunehmen, welche Bedürfnisse gerade wichtig sind. Rücksicht zu nehmen auf den Ausgleich der eigenen Kräfte und Befindlichkeiten. Yin und Restorative Yoga wird von immer mehr Yogaübenden mehr und mehr geschätzt. Das Verlassen des Hamsterrads und das neue Erleben von Ruhe und Gelassenheit führt oft dazu, dass die Menschen zu sich kommen und reflektiert auf das Leben schauen. Das Ergebnis ist dann häufig eine Veränderung des eigenen Lebens-Rhythmus und dessen Qualität. Gerade Frauen stehen in dieser Phase des Lebens in einem Wandel.

 

Wenn wir diese Qualitäten auf den achtgliedrigen Pfad des Ashtanga-Yoga übertragen, dann bekommen die im Ursprung von Männern überlieferten und niedergeschriebenen Sutren, eine andere weiblicher Sichtweise und Qualität. Wir erfahren den Yoga mit weiblicher Energie.

Ashtanga – der achtgliedrige Pfad des Patanjali

Im Kapitel II des Yoga Sutra beschreibt Patanjali den achtgliedrigen Pfad, der in die Anwendung der yogischen Lebensweise unterweist.

Hier werden in acht Stufen die einzelnen Handlungsweisen beschrieben.

In der weiblichen Sicht beschrieben, sind diese Stufen Teil eines großen Ganzen, welches in der Erfüllung des Wunsches nach Freiheit, Rechtschaffenheit, Offenheit und Herzensgüte gründen.

  • Yama – 5 Yama wir erfahren unsere wahre Natur
  • Niyama – 5 Niyama geben uns die Richtung zu mehr Harmonie in der Gemeinschaft
  • Asana – hier geht es um das Erleben der eigenen Befindlichkeit und um das Wohlbehagen in den Köperübungen im Yoga.
  • Pranayama – durch das Erleben der eigenen Energie (Atem) erfahren wir das Wohlgefühl mit mehr Prana (Lebensenergie) durchs Leben zu gehen.
  • Pratyahara – es folgt eine Einladung mutig die Sinne zurückzuziehen und immer mehr nach innen zu schauen.
  • Dharana – der Rückzug nach innen schenkt die Möglichkeit, sich auf das Erlebte zu konzentrieren und den Fokus zu halten.
  • Dhyana – die Fokussierung wird immer tiefer
  • Samadhi – der Zustand der völligen Weite und Tiefe verbindet uns mit unserem göttlichen Selbst.

Die weiblichen Energien im Yoga

Die Yoga Sutra aus der Sicht der Frau und deren Empfindung zu studieren, bringt die heiligen Schriften des Yoga noch einmal in ein anderes Licht. So lassen sie sich in der heutigen Zeit in meinen Augen noch einmal anders erfahren.

 

Nehmen wir den achtgliedrigen Pfad des Ashtanga. Als großes Ganzes ist er der Weg, den wir mit den praktischen Übungen gehen können, um das Ziel des Samadhi zu erlangen. Samadhi Momente erleben wir auf der Yogamatte, ohne diese als Solche wahrzunehmen.

 

Schon allein der Moment zwischen zwei Atemzügen in dem nichts geschieht, indem du dich der Ruhe und Weite mit Geduld hingeben kannst, ist Samadhi. Hier ist es still und du bist dir nah. Du bist in dir Zuhause.

 

Doch um diese Momente zu spüren, braucht es Übung und die Bereitschaft sich einzulassen. Sich auf diese Momente einzulassen setzt voraus, dass ich ein Bedürfnis habe sie zu erforschen.

Tiefer zu schauen und zu fühlen ist in unserer Gesellschaft oft ein Bedürfnis von Frauen. Wir wollen die Kraft spüren, die Stärke erfahren und das Frau sein auf eine für uns neue und dennoch altbekannte Weise erkennen, die verborgen in uns steckt. Mit der Abwertung der weiblichen Werte und Herangehensweisen im Leben durch die vergangenen Jahrhunderte, wurde uns diese Suche oder das Leben dieser weiblichen Kraft, aberkannt ja sogar verboten. Viele Frauen sind jedoch auf der Suche und wissen häufig nicht einmal nach was oder warum. Mit der weiblichen Sicht auf die Yama werden wir der Essenz des Frau seins näher kommen und uns in der femininen Kraft des Yoga neu finden.  

Am Beispiel der Yama möchte ich einen weiblichen Blick auf die Yoga Sutra geben und ermutigen den Weg des Yoga auf deine weibliche Weise zu gehen.

Yama – unser wahres Frau sein erkennen

YS II.30 beschreibt die 5 Yamas.

ahiṁsā-satya-asteya brahmacarya-aparigrahāḥ yamāḥ

 

Im Ursprungstext, aus dem Sanskrit übersetzt lauten sie:

  • Ahimsa: Gewaltlosigkeit, nicht verletzen
  • Satya: Wahrhaftigkeit
  • Asteya: Nicht stehlen
  • Brahmacharya: Abstinenz; Kontrolle über oder Nicht-Missbrauchen sexueller Energie
  • Aparigraha: Nicht gierig bzw. habgierig sein

Die Worte implizieren Gebote, Verhaltensregeln.

Allein die Wirkung des Gebots und der Regeln stellt, im Kontext Yoga und Weiblichkeit, in meinen Augen eine straffe dogmatische Regelung im Umgang mit den Yama dar.

 

Worte wie Gewaltlosigkeit, nicht verletzen, nicht stehlen, Abstinenz Kontrolle Nicht-Missbrauchen, nicht gierig sein, sind aus der Sprache des Kopfes und nicht der des Herzens entstanden. Hier ist durch die Übersetzung ins Englische die Gewohnheit des Voranstellens eines NICHT auch in die deutsche Sprache übernommen worden. In der Sprachwissenschaft wurde bereits vor langer Zeit erkannt, dass das voran gestellte NICHT im Intellekt keine Wahrnehmung erfährt. Stattdessen bleiben die Worte verletzen, stehlen, missbrauchen und gierig im Bewusstsein.  In der Sprache des Kopfes ist die 1:1 Übersetzung auf dem ersten Blick vollkommen korrekt. Mit der Sprache des Herzens in unserer Zeit, geben wir den Tugenden eine andere Energie und lösen uns aus dem Bewusstsein der eisernen Zeit (Kali Yuga).

Die Yama in der weiblichen Kraft

a|himsa –             a = nicht     himsa = töten, verletzen

statt Gewaltlosigkeit

in der weiblichen Energie des Herzens:

Mitgefühl für alles, Liebe, Empathie

Das Leben in Liebe zu führen, empathisch mit allen Lebewesen zu sein und durch die Liebe zu handeln, ist eine warmherzige und herzoffene Lebensweise, die zu mehr Zufriedenheit führt. Wenn ich in dieser positiven Energie handele, dann sind meine Gedanken, Emotionen und mein Körper entspannt.

 

satya –                  nicht lügen

Wahrhaftigkeit

in der weiblichen Energie des Herzens:

Aufmerksamkeit in der Wahl der Sprache und Gedanken.

Meine ich wirklich, was ich sage, sage ich, was ich denke?

 Oft verschwimmt das, was wir sagen, auch mit dem Yama ahimsa. Wenn wir also mit dem Aussprechen der Wahrheit in die Situation geraten, den anderen zu verletzen, dann wäre Schweigen eine Möglichkeit, um die Unwahrheit zu vermeiden.

Integrität mit mir selbst bildet die Übung dieser Tugend. Wozu auch gehört, dass ich durch das Gesagte nicht etwas vorspiegele, was ich nicht bin.

 

a|steya –               a = nicht     steya = stehlen

nicht nehmen, was mir nicht gehört.

in der weiblichen Energie des Herzens:

Aufrichtigkeit, Großzügigkeit

Ich nehme nichts von anderen, was mir nicht gehört in materieller, energetischer und intellektueller Hinsicht.

Dazu gehört auch, dass ich mein Leben nicht in einer Weise führe, dass ich nach außen etwas darstelle, was mir innerlich nicht entspricht, um damit Ruhm und Anerkennung zu erlangen.

Ebenso gehört das energetische Miteinander dazu.

Wenn ich zu einem Lehrer gehe, dann nehme ich nicht mehr, als ich für mich in diesem Moment auch bewusst reflektieren kann. Damit gehe ich erst eine Weile, damit es sich manifestieren kann, um dann den nächsten Schritt zu gehen.

 

bram|acharya –  braman = das Absolute            acharya = Verhalten

wird oft mit sexueller Enthaltsamkeit übersetzt, um sich durch die körperlichen Freuden nicht vom spirituellen Weg ablenken zu lassen.

in der weiblichen Energie des Herzens:

die Balance in der Lebenskraft. Das richtige Maß finden und dabei auch die Tugenden der Empathie, Liebe, Mitgefühls, der Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit zu berücksichtigen.

 

a|parigraha –      a = nicht     parigraha = Gier, Begehren

nicht gierig sein, Habgier vermeiden

                              in der weiblichen Energie des Herzens:

das Bewusstsein für Überfluss und das Gefühl der Erfüllung.

Alles haben zu wollen und möglichst viel Wissen und Besitz zu horten, ist eine Erscheinung unserer Zeit.

                              Das Verhältnis von es ist genug, ging im Laufe der yuga in diesem Zyklus mehr und mehr verloren.

Die Empathie, das Mitgefühl, sowie die Wahrhaftigkeit und Güte mit den Mitmenschen, geht durch Gier verloren.

So steht dieses fünfte yama auch unmittelbar mit den 4 vorangegangen in Beziehung.

Es wird auch als das feinstofflichste aller yama verstanden.

 

Das Bewusstsein der yama in der weiblichen Energie des Herzens lädt dich ein, den Weg in den nächsten Zyklus mit dem Herzen zu spüren. Zu erfahren, was sich verändert, wenn ich den Blick auf mich, mein Leben und meine Präsenz in der Welt aus der Weiblichkeit heraus lebe.

 

Wir gehen gemeinsam in das goldene Zeitalter das Sat Yuga und erfahren das Leben mit der Sprache der Herzen.

Der weibliche Weg in diesen neu beginnenden Zyklus ist der Weg des Herzens.

In eine Zeit, die die Wunden der Weiblichkeit in allen Frauen und allen Menschen heilen möge und die weibliche Kraft wieder erblühen lässt.

 

Mögen die Sutren mit der Sprache des Herzens verstanden, und die Essenz des Yoga auf diese Weise wieder entdeckt werden.
Erlebe den Yoga mit weiblicher Energie. 

Frauen-Yogawochenenden

nährend, schöpfend, heilend, lebensgebend, weise

Möchtest du mitkommen auf den Weg der weiblichen Kraft?

Dann möchte ich dich einladen zu den Frauen-Yoga-Wochenenden:

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Iris Müller (Montag, 24 Oktober 2022 14:13)

    Ich danke dir für diesen interessanten und lehrreichen Artikel. Ein so tiefgründiges und komplexes Thema.
    Liebe Grüße Iris Müller

  • #2

    Heike Hämer (Dienstag, 25 Oktober 2022 22:51)

    Liebe Claudia, danke für diesen Artikel. Ich bin (noch) keine Yogini (ist das richtig ausgedrückt?) doch dein Artikel lässt mich vermuten, dass ich gut daran täte, eine zu werden :-) Danke auch für deine Erklärungen im oberen Bereich - wie hoffnungsvoll, dass wir am Ende des eisernen Zeitalters sind und ein nährendes und heilendes Zeitalter nah ist!